September 2024
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Nicht ausreichend gleitend

Expertise / Befestigungstechnik / Montagen

An einer Hochterrasse wurden unter anderem die Fest- und Gleitlager des Terrassenbelags entgegen den Vorschriften der Montageanleitung hergestellt. Der Gutachter beschreibt die Folgen.


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Vorderansicht der Hochterrasse.
Vorderansicht der Hochterrasse.

Expertise / Befestigungstechnik / Montagen

Nicht ausreichend gleitend

An einer Hochterrasse wurden unter anderem die Fest- und Gleitlager des Terrassenbelags entgegen den Vorschriften der Montageanleitung hergestellt. Der Gutachter beschreibt die Folgen.

Text und Bilder: German Sternberger, vereidigter Sachverständiger für das Metallbauerhandwerk der Handwerkskammer Mannheim

Die Hochterrasse wurde im Jahr 2016 hergestellt. Im Laufe der Jahre zeigte der Terrassenbelag mehrere Aufwölbungen. Dies war der Anlass, die Konstruktion durch einen Sachverständigen untersuchen zu lassen.
Die zwei Meter hohe Hochterrasse besteht aus einer tragenden, verschraubten Unterkonstruktion. Die Terrasse steht auf drei im Boden verankerten HEB-120-Stützen, auf die jeweils ein IPE-160-Querträger zu Tragjochen verschraubt wurden. Die Profilenden auf der Seite des Hauses sind an der Wand verankert. Auf den drei Tragjochen sind insgesamt acht HEB-100-Längsträger verschraubt, die somit die Basisebene für die Unterkonstruktion des Terrassenbelags bilden.
Auf die Längsträger wurden vor dem Feuerverzinken Laschen geschweisst, die als ein Teil der Fest- und Gleitlager des Terrassenbelags vorgesehen waren. Die WPC-Unterkonstruktionsriegel des Terrassen-Boden-Systems sitzen auf den Längsträgern. Als Umrandung der Stahlbau-Unterkonstruktion wurde umfassend ein U-140-Profil mit den Trägern verbunden. Mit dem montierten Belag ergibt sich an den Terrassentüren ein schwellenfreier Übergang zum Haus. Als Belag wurde ein typengeprüftes, lamellenartiges Terrassenprofil-System montiert. Die Terrassenfläche ist sechs Meter breit und vier Meter tief.

Achten Sie unbedingt auf die Gleitmöglichkeiten

Der Sachverständige stellte im Ortstermin fest, dass an den Stellen der Unterkonstruktion, an denen mit Festlagern zu rechnen war, keine Festlager vorhanden waren. An allen anderen Stellen, an denen Gleitlager sein müssten, waren die Lager nicht so ausgeführt, dass der Terrassenbelag sich ordnungsgemäss und ungehindert ausdehnen konnte. Die Gleitlager waren entweder fest verschraubt oder hatten zu wenig Spiel zum Gleiten. Zudem war der siebte Längsträger (gezählt vom Haus aus) falsch herum, also seitenverkehrt, eingebaut und verhinderte somit generell die Ausdehnungsmöglichkeit des Terrassenbelags.
Wie sind die Fest- und Gleitlager zulassungskonform zu montieren?  

Längsträger mit Gleitlagern.
Längsträger mit Gleitlagern.

Positionieren Sie das Festlager richtig

Die Ausführung und Positionierung der Fest- und Gleitlager an den Verbindungen zwischen Stahlunterkonstruktion und den WPC-Unterkonstruktionsriegeln des Terrassenbelags ist generell in der Montagevorschrift eines Systems geregelt.
In diesem Fall waren aus den acht Längsträgern einer der beiden mittleren Längsträger als Montage mit Festlagern zu bestimmen. Alle anderen sieben Längsträger sind somit ausschliesslich zur Ausführung mit Gleitlagern bestimmt.
Eine Ausführung mit Festlagern bedeutet, dass sich der Unterkonstruktionsriegel nach der Montage nicht mehr bewegen darf! Das heisst, dass die Schraubverbindungen zwischen den Festlagern und dem Unterkonstruktionsriegel fest angezogen werden müssen.
Im Ortstermin konnten keine Festlager festgestellt werden. Das war eindeutig ein Fehler.  

Falsch: Der Längsträger 7 ist falsch montiert und verhindert dadurch die Ausdehnungsmöglichkeit weg vom Festlager.
Falsch: Der Längsträger 7 ist falsch montiert und verhindert dadurch die Ausdehnungsmöglichkeit weg vom Festlager.

 

Richtig: Längsträger 1 bis 8 mit Festlager (F) und Gleitlagern (G). Die Symbole zeigen die richtige Ausrichtung der Fest- und Gleitlager.
Richtig: Längsträger 1 bis 8 mit Festlager (F) und Gleitlagern (G). Die Symbole zeigen die richtige Ausrichtung der Fest- und Gleitlager.

Sehen Sie Gleitmöglichkeiten vor

Eine Ausführung mit Gleitlagern bedeutet im Gegensatz, dass sich die Unterkonstruktionsriegel nach der Montage durch eine Ausdehnung immer vom Festlager wegbewegen können. Dazu müssen die an den Längsträgern angeschweissten Gleitlager immer zum Festlager zeigend befestigt sein. Dies verdeutlicht symbolisch die erste Tabelle.
Zudem müssen die Schraubverbindungen der Gleitlager zwingend mit einem Bewegungsspielraum, wie in diesem Fall, von mindestens 18 mm montiert werden.
Im Ortstermin konnten indessen keine Schraubverbindungen an den Gleitlagern mit ausreichendem Bewegungsspielraum von mindestens 18 mm dokumentiert werden. Das war ebenfalls ein Fehler. Zudem war der siebte Längsträger falsch herum, also seitenverkehrt, eingebaut und verhinderte somit generell die Ausdehnung des Terrassenbelags! Dies zeigt die nachfolgende Tabelle. Dies war eindeutig ein konstruktiver Ausführungsfehler.
Generell ist festzustellen, dass die Fest- und Gleitlager an der Hochterrasse nicht regelgerecht montiert wurden.   

Fazit: Montieren Sie nach Vorschrift

Das Fazit des Sachverständigen lässt hier keinen Zweifel offen. Die Fest- und Gleitlager sind nicht fachgerecht ausgeführt worden und verursachten dadurch die Aufwölbungen am Terrassenbelag.
An einer Hochterrasse mit zwei Metern Absturzhöhe muss als Terrassenboden ein geprüftes Produkt mit einem für den Verwendungszweck zugelassenen System nach der vorgeschriebenen Montageanleitung eingebaut werden. Bei Nichteinhaltung der Montagevorschrift besteht keine Gewährleistung für das System. 

Hinweis der Radaktion:Symbolbild - In der Mitte ist das im Text erwähnte Festlager zu sehen. Links und rechts, die Gleitlager. Mit der Verschraubung im Rundloch (in der Mitte) wird bewirkt, dass sich die Konstruktion beidseitig gleich stark ausdehnen kann. Somit reduziert sich die Gesamt-Längenausdehnung auf zweimal 50 Prozent.
Hinweis der Radaktion:
Symbolbild - In der Mitte ist das im Text erwähnte Festlager zu sehen. Links und rechts, die Gleitlager. Mit der Verschraubung im Rundloch (in der Mitte) wird bewirkt, dass sich die Konstruktion beidseitig gleich stark ausdehnen kann. Somit reduziert sich die Gesamt-Längenausdehnung auf zweimal 50 Prozent.

 

Das Fachregelwerk Metallbauerhandwerk – Konstruktionstechnik enthält im Kap. 1.9 wichtige Informationen zum Thema «Befestigungstechnik».